Das Pale Ale vom Teekessel-Experiment im Weinkeller

UPA kann für den Flughafen Punta Alegre in Kuba oder für die Ukrainische Aufständische Armee stehen. Geht es um Bier leitet sich UPA von IPA (Indian Pale Ale, später dazu mehr) ab. Das „U“ kommt von Ulrich. – Ulrich Leitner, Partner in Wine and Crime der Winzerin Judith Beck, ist studierter Chemiker und am Hof „das Mädchen für alles“: er arbeitet im Büro, im Weingarten und im Keller. Dort rührt er zum Beispiel biodynamische Präparate aus Schafgarbe, Kamille und Baldrian, die die Weinstöcke unterstützen. Eines Tages vor circa fünf Jahren hat er sich gedacht: „In diesem 400 Liter-Teekessel könnte man eigentlich auch Bier machen.“ Bis zum jetzigen UPA ist dann noch viel Wein durch die Schläuche geflossen und viel Tee im Kessel gebraut worden. Drei Jahre lang hat Leitner mit Rohstoffen experimentiert. „wie diese IT-Nerds in ihren Garagen“. Mit den klassischen Fehlern: Entweder zu viel Druck. Oder zu viel Restzucker. Oder zu viel Trubstoff. „Es gibt ein paar Parameter, die bin ich rauf- und runtergefahren“. Ein bisschen habe er das bewusst provoziert, aus Neugier, gibt er zu. Nach jahrelangem Probieren „mit Bieren, die man nicht saufen kann“, gibt es nun sei einem Jahr offiziell das UPA.

Warum eigentlich ein Pale Ale? – „Weil’s spannender war und mir viel besser schmeckt als Lager oder Märzen. Brewdog, das behauptet, die größte unabhängige Brauerei Schottlands zu sein, nennt Leitner als eine Inspirationsquelle. Die Schotten und Engländer waren es auch, die im 19. Jahrhundert das Bier für die indische Kolonie extra stärker gebraut. Sie wollten es haltbarer machen und haben angenommen, dass man es in Indien mit Wasser verdünnt. Der große Unterschied beim Pale Ale: Man braucht eine gewisse Menge Hopfen. Leitner verwendet den Aromahopfen mit dem klingenden Namen „Mandarina Bavaria“, der den kräutrigen Geschmack nach Rosmarin mit fruchtiger Frische gut ergänzt. Das UPA bringt es auf 5,2 Volumsprozent, ist intensiv, aber nicht überfordernd. Es ist naturtrüb und schäumt ganz schön. Und glücklicherweise ist es auch in der 0,75-Liter-Sekt-Flasche erhältlich.

(erschienen im Falter, Ausgabe 30/17 vom 26.7.2017)

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