Wir geben uns die (Wagram)kante!

Früher hieß es „Donauland“, das Weinbaugebiet in Niederösterreich, das seit zehn Jahren als „Wagram“ bekannt ist. Der heutige Name setzt sich aus den beiden mittelhochdeutschen Wörtern „wac“ (bewegtes Wasser, Fluss) und „rain“ (Rain, Wiese, Hang) zusammen und deutet auf einen Hang beim Wasser hin. In diesem Fall ist natürlich die Donau gemeint. Der oft bis zu 40 Meter hohe, langgestreckte Höhenzug zieht sich entlang des Flusses. Entstanden ist die Geländestufe durch Tiefen- und Seitenerosion bei einem Hochwasser im Eiszeitalter.
Die sogenannte „Wagramkante“ am Beginn der sanften Hügellandschaft ist auf Ablagerungen der Urmeere Tethys und Paratetys zurückzuführen. Sieprägt das Landschaftsbild rund um Königsbrunn und auch einen Wein, der von dort stammt. Produziert hat ihn Paul Schabl, der das Weingut seines Vaters Herbert übernimmt und es nun in biologischer Bewirtschaftung fortführt. Der Rote Veltliner ist das Liebkind am Wagram. Anders als man vermuten möchte, ist er weder ein Rotwein, noch mit dem Grünen Veltliner verwandt. Im Gegensatz zu seinem grünen Namensvetter, der ja Paradeweißweinsorte ist, nimmt der Rote Veltliner mit seinen 95 Hektar nur einen 0,4-Prozent-Anteil am heimischen Weinbau ein. Allerdings ist er wichtigster Kreuzungspartner für die Entstehung des Neuburgers, des Zierfandlers und des Rotgipflers. Seine nussige, dörrfruchtige Seite erinnert manchmal daran. Das gilt auch für den aktuellen Jahrgang: Der „Rote Veltliner Wagramkante“ überzeugt mit seinem Bukett nach Ringelblumen, gelbem Paprika, überreifen Birnen und Blütenhonig. Mit 6,4 Gramm Säure und 2,7 Gramm Restzucker gibt er sich saftig, würzig und mandelartig.

(erschienen im Falter 18/18 am 1.5.2018)

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