„Bring er mir Sekt, Bube – ist keine Tugend mehr auf Erden?“ Mit diesen Worten polterte der Schauspieler Ludwig Devrient, der Legende nach, in sein Stammwirtshaus. Er zitierte den Falstaff im Shakespeare-Stück, welcher gerne dem „Sack“, dem Sherry, zusprach. Devrient selbst bevorzugte Champagner und den brachte der Ober wie gewohnt. So wurde „Sekt“ angeblich zum Modewort und 1925 amtlich, nachdem der Champagnerparagraph im Versailler Vertrag die Bezeichnung auf die Schaumweine der Champagne beschränkte.
Rund um den Sprudel tut sich (auf Gesetzesebene) immer viel: Die Schaumweinsteuer wurde auf Null gesenkt, 2014 wieder eingeführt, seit 2010 gibt es den Tag des Österreichischen Sekts, seit 2013 das Sektkomitee und nun eine Qualitätspyramide, die festlegt: Woher stammen Trauben und Grundweine? Wie lange reift der Sekt auf der Hefe?
40 % Pinot Noir, 40 % Pinot Blanc und 20 % Chardonnay
Die höchste Stufe kommt erst 36 Monate nach der Ernte, also 2018, auf den Markt. „Klassik” und „Reserve” kann man schon genießen, zum Beispiel Brut Reserve 2013 vom Harkamp aus 40 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Pinot Blanc und 20 Prozent Chardonnay. „Wir lieben Burgundersorten!“, sagt Petra Harkamp. Sie fühlen sich wohl auf dem Muschelkalk im steirischen Sausal. Spontan vergoren, bis Mai im Holz gelagert und für die zweite Gärung 30 Monate in die Flasche gekommen, steigt er mit Feuerstein (dieser Streichholzgeruch) in die Nase und trifft cremig am Gaumen auf. Wer die fünf Gramm Restzucker nicht mag, greift zur Variante „Zero Dosage“.
Sekt macht Harkamp seit 2007: 150 Flaschen zur eigenen Hochzeit. Mittlerweile kommen von ihren 17 Hektar 50/50 Wein und Sekt. Der Traubenzukauf wird zukünftig schwieriger, denn ab 2018 sind sie biozertifiziert. Die Sekt-Nachfrage wächst jedenfalls. Harkamp gilt als stylish, stimmig und erkennbar. Nicht zuletzt wegen der mächtigen Flaschen.
(erschienen in der Wochenzeitung Falter 45/17 am 8. November 2017)