„Viele Weine bewegen diese Welt. Nur die wenigsten schaffen es, sie für einen Moment anzuhalten“, sagt Suvad Zlatic. Er geht für Österreich ins Rennen bei der Europameisterschaft der Sommeliers.
„Sommeliers sind unsere natürlichen Freunde“, meint Willi Klinger, Chef der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM). Er habe nicht die Mission, unsere Weine in den chinesischen Supermarkt zu installieren, wo es keine Menschen gibt, die den Wein erklären. Stattdessen holt man sich jene Leute, die tagein, tagaus am Restauranttisch, im Weinkeller und in der Küche über Wein reden, ins Land. Annemarie Foidl, die Präsidentin der Sommelierunion Austria hat sich für Österreich als Austragungsort der Sommelier-EM starkgemacht. Der Wettkampf findet erstmals hier statt, von 8. bis 13. Mai. Und weil man schon dabei ist, lädt man nicht nur die Europäischen Sommeliers, sondern macht gleich eine kleine Weltmeisterschaft draus. „Diese Bühne lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Foidl. Mit den insgesamt 41 Kandidaten kommt eine Delegation an Sommeliers und Fachjournalisten für mehrere Tage nach Österreich, um sich das Weinland genauer anzuschauen.
Hochleistungssport Weinverkosten. Es geht einerseits um Prestige für die Profession, andererseits darum über die Aufgaben eines Sommeliers zu reflektieren. Da kommt es drauf an, wie man mit dem Gast, dem Koch, als Einkäufer und mit dem Weinbusiness umgeht. Das Können und Wissen soll bei der EM ganzheitlich getestet und gezeigt werden. Gewonnen hat diese Competition übrigens noch nie ein Österreicher, heuer geht Suvad Zlatic für das Gastgeberland ins Rennen. „Ich bin sehr stolz, Österreich zu repräsentieren“, sagt er „Ich werde meine Hausarbeiten machen, um ein gutes Ergebnis im Mai zu bringen.“ Zwischendurch hat er sich aber für ein Interview mit Neun Weine zeitgenommen.
Sie haben schon viele Kostprüfungen hinter sich. Was macht die Sommelier-EM besonders?
Das wird schon fast eine kleine Weltmeisterschaft. Noch nie waren so viele Kandidaten und Kandidatinnen bei einer EM am Start. Das Niveau ist gigantisch hoch, das macht das Ganze so wertvoll.
Wie bereitet man sich am besten vor? Tägliches lernen, verkosten, praktische Aufgaben, Mentaltrainings. Immer das Ziel vor den Augen.
Und auf wie viele Weine kommt man da so im Schnitt pro Tag? 20 bis 30; in der Endphase der Vorbereitung doppelt so viele.
Was ist Ihr persönliches Ziel bis zum Wettbewerbsstart am 8. Mai? Ich werde mein Bestens geben und dann schauen wir was rauskommt. Mitmachen ist zwar schön, aber weiter kommen noch schöner. Bei jedem Wettbewerb will ich gewinnen, das spornt an. Ich gönne aber jedem einzelnen Kandidaten den Erfolg, weil mir sehr bewusst ist, was es bedeutet und was jeder dafür aufopfert.
Warum sind Sie überhaupt Sommelier geworden? Das Kennenlernen von vielen Menschen und Kulturen und die unglaubliche Vielfalt an Getränken und Speisen dieser Welt machen diesen Beruf zum Privileg und für mich ist es eine Lebenseinstellung, die ich nicht missen möchte. Als Genussmanager besteht für mich der tägliche Reiz darin, positive Emotionen und AHA-Erlebnisse beim Gast zu wecken – der ultimative Motivationsturbo!
Welche besonderen Fähigkeiten braucht es also als Sommelier? Man muss respektvoll, demütig , diszipliniert, fokussiert, zielstrebig und wissenshungrig sein. Und ein Gastgeber, Entertainer sowie Brückenbauer im zwischenmenschlichen Bereich. Außerdem hilft es, wenn man Nachwuchsarbeit als Ehre und Mission sieht.
Was macht für Sie einen guten Wein aus? Welche Eigenschaften muss dieser haben? Einen guten Wein erkennt man daran, dass man ihn lange positiv in Erinnerung hält. Ihn zeichnet eine gute Balance aus, es soll nichts übertrieben dominieren, vor allem keine uniformen Weine. Viele Weine bewegen diese Welt, aber nur die wenigsten schaffen es, die Welt für einen Moment anzuhalten, ich liebe diese Momente.
Wie wird sich die Weinszene in den nächsten fünf Jahren entwickeln? Eine fantastische Frage! Ich glaube, dass die Nachhaltigkeit und Autochtone Rebsorten definitiv die Zukunft sind. Es gilt: Weniger ist mehr.
Immer mehr Menschen begeistern sich für Wein, vor allem freut es mich, dass Wein total in und cool ist und das schon bei den jungen Generationen. Ich hoffe, dass in der heimischen Sommelier-Szene deutlich mehr Frauen die führenden Rollen übernehmen, international ist das schon der Fall.
Wenn Sie genau jetzt jeden Wein auf der Welt trinken könnten, welcher wäre das? Champagne „Clos du Mesnil“ 1988 von Krug.
Der extravaganteste Wein, den Sie jemals serviert haben: Chateau Lafite Rotschild 1990
Liebste Weißweinsorte: Riesling
Rotweinliebling: Grange von Penfolds ein Monument für die Ewigkeit
Ihr Motto: Wer andere neben sich klein lässt, wird selber niemals groß!
Na, das ist ja mal eine Ansage. Toi, toi, toi für die Meisterschaft!