Wolfgang Thierse: „Zäune sind hilflose Versuche.“

Europa zur Festung zu erklären und Grenzen dichtzumachen ginge nur um den Preis der Barbarei. Das wäre richtig staatlich organisierte Unmenschlichkeit, meint Wolfgang Thierse. Wolfgang Thierse war von 1998 bis 2005 Präsident des Deutschen Bundestages. Er hielt die Keynote zur Tagung „Religious Fundamentalism“, die von der Forschungsplattform „Religion and Transformation in Contemporary European Society“ veranstaltet…

„50 Euro pro Monat? Dafür bin ich zu tough“

Für viele Menschen mit Behinderungen kommt nach der Sonderschule die Werkstätte. Muss das so sein? Zwei Betroffene kommen zu Wort. „Rock around the clock”: Sein Klingelton könnte als Motto über dem umtriebigen Leben des Ossi Föllerer stehen. Als einer der wichtigsten Selbstvertreter sitzt er in vielen politischen Gremien auf Landes- wie Bundesebene und setzt sich…

Ende der Sprachapokalypse

Obwohl laufend Sprachmuseen errichtet und die österreichischen Dialekte zu Grabe getragen werden, sollte man sich davon nicht vorschnell in Panik versetzen lassen. Die Angst um das österreichische Deutsch geht um. Wie in der Dominokette fallen Wörter wie Lavoir, Stanitzl und Paradeiser. Das meint und bedauert jedenfalls der Grazer Sprachwissenschaftler Rudolf Muhr. Im Kurier erzählt er von »Wörtern,…

Die gefällte Erinnerung

Die Philosoph Ludwig Wittgenstein (1899 – 1951) vollendete seinen berühmten „Tractatus“ in der Villa seines Onkel. Nun droht das Kulturdenkmal in einer Wohnsiedlung zu verschwinden. Die Villa liegt in dem kleinen Ort Oberalm bei Hallein, keine halbe Stunde Fahrzeit von Salzburg entfernt. Im Leben des Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein spielte sie eine wichtige Rolle. Das im…

Verteidigung der Freiheit ohne Maulkorb

Über das Recht und die Pflicht der freien Welt einer zivilisierten Verachtung „Ich hab dein Posting gesehen und hab’s mir sofort bestellt.“ Für meine langjährigste Freundin reichte ein Posting aus, für andere die Kurzrezension im Falter und für ein paar mehr meine persönliche Empfehlung im Gespräch. Hat man es nämlich einmal gelesen und verinnerlicht, so…

„Jeder sey auf seine Art ein Grieche! Aber er sey’s.“

Die Mutter Österreicherin, der Vater Grieche, geboren und aufgewachsen in Schweden, studiert in den USA und nun in Berlin und Stockholm lebend. Der Schriftsteller Aris Fioretos wird oft als Parade-Europäer bezeichnet, was immer das auch sein mag. Vordergründig ist er ein kluger Mensch , den man deshalb zum Gespräch über seine Lebensorte trifft. Über Griechenland,…

Grenzdebatte: Grenzen sind nicht mehr was sie einmal waren. Und ich sage jetzt mal, das ist gut so.

Landkarten sind mittlerweile Bilder geworden, die aus Gewohnheit an der Wand hängen oder als Schulatlas im Bücherregal stehen. Gleichzeitig kennen wir alle dieses Zeitraffer-Video der Grenzen Europas, die nach allen Windrichtungen mäandern. Robert Menasse schrieb einmal von einem engmaschigen Netz, das fast schon einer geschlossenen Fläche gleichkommt, würde man auf einer Europakarte alle politischen Grenzen,…

Das war Pop

Wir können jetzt mit Pop alt werden. Dass man das nicht nur gut finden muss, hat Paul Divjak in einem Buch festgehalten Am Gegenufer der Hochkultur verpflanzt Paul Divjak fiktive Timeline-Sätze in einen popkulturellen Setzkasten. Jedes Facherl zeigt eine Klischee-Figur: die Drama Queen, die Party People, Poser und der Fotofuzzi mit Minderwertigkeitskomplex. You name it. Textfragment…

Schmutztitel, Nackenbeißer, Hurenkinder

Das Jägerlatein der Buchdrucker klingt überraschend griffig. Das Nachschlagewerk zur Büchersammelwut „Bibliomania“ erscheint am 22.3.2014, dem Indiebookday. „Bibliomania – Es lebe das Buch“ heißt das Buch, das Begriffe wie Schmutztitel oder Hurenkinder aus der schwarzen Kunst, sowie Historisches zur Erfindung des Papiers oder zu den »Zwanzig Methoden, eine Bibliothek zu ordnen«, verdichtet – mit zig…

Betulichkeit und Tuning

Die Pflege kultureller Traditionen ist im kulturgeschichtsträchtigen Luftkurort Reichenau an der Rax seit jeher ein wichtiges Thema. Nicht nur in Zeiten der Sommerfrische. Seit sieben Jahren wird in der Reichenauer Schlossgärtnerei zudem auch die literarische Salonkultur gepflegt: mit dem Wartholzer Literaturwettbewerb. Mitte Februar ziehen sich vier Juroren, zwölf Autoren und interessiertes Publikum in den literarischen…